"Wohl mehr infolge ihres gesundheitlichen Wertes als wegen ihrer spirituellen Bedeutung lernten die Menschen im Westen die Körperübungen schätzen. Der Begriff „Yoga“ umschließt jedoch, wie die großen und mehr geistig orientierten Hauptpfade zeigen, weitaus mehr als die methodische Praxis von Körperübungen. Der Yoga selbst ist vielmehr eine innere, wachsende Bewusstseinshaltung des Individuums; er ist im genauen Sinn sogar mehr der nach langer Erfahrung entwickelt Reifeschritt des Bewusstseins zur progressiven, spirituellen und universalen Entwicklung einer Weisheit und Liebe, die sich den höheren Welten zunehmend annähert und diese in das Leben integriert. Yoga ist in diesem Sinne ein außerordentliches und anspruchsvolles Ziel. Über einen längeren Erfahrungsweg mit vielseitigen Schritten der Auseinandersetzung, verbunden mit einer rechten Konzentrations- und Bewusstseinsarbeit, mit der Bemühung um ein reines Denken, geläutertes Fühlen und zielstrebiges Handeln gewinnt der Einzelne diejenige so bezeichnende Führungskraft über das Leben, die im Allgemeinen mit „Yoga“ benannt ist. Der Begriff „Yoga“ wäre deshalb sehr dürftig und dünn, wenn er sich auf eine methodische Körperübungsweise begrenzen würde, und er wäre auch sehr einseitig, wenn er eine Praxis beschreiben würde, die isoliert vom Leben und den sozialen Bedingungen stattfinden würde.“

(Heinz Grill, Die Seelendimension des Yoga)